Ein Gelände ohne Parkplätze

Während vielerorts noch darüber diskutiert wird, die Innenstädte verkehrsärmer zu gestalten, sind die Erlöserschwestern schon einen, wenn nicht sogar zwei Schritte weiter.

Ihr Mutterhaus-Areal in der Würzburger Innenstadt am Bischofshut wird nach den Sommerferien weitgehend autofrei sein. Lediglich drei Schwerbehinderten-Parkplätze, zwei Stellplätze in der Garage für die E-Autos der Schwestern und zwei Kurzzeit-Parkplätze zum Be- und Entladen sind hier künftig vorzufinden.

Gab es bis vor gut drei Jahren noch rund 45 Parkplätze auf dem Gelände zwischen Domerschulstraße, Ebracher Gasse und Bibrastraße, ist deren Zahl inzwischen auf gut 20 gesunken. In wenigen Wochen wird es dort bis auf eine Handvoll keine weiteren Parkmöglichkeiten mehr geben.

Nun könnte man denken, das liegt an den Sanierungs- und Bauarbeiten auf dem historischen Gelände. Ein Stück weit ist das so. Doch hinter dieser Entwicklung steckt ein Konzept, für welches die Erlöserschwestern bereits im Jahr 2019 den Grundstein gelegt haben.

Damals wurden auf der höchsten Leitungsebene der Kongregation, dem Generalkapitel, mehrere Beschlüsse gefasst, die sich mit dem Thema Verantwortung und Bewahrung der Schöpfung befassen. „Bis spätestens 2037 sind alle Einrichtungen auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen“, wurde von den Erlöserschwestern ganz klar festgelegt. Seither werden die gefassten Zielsetzungen und Beschlüsse Stück für Stück umgesetzt, so auch in der Würzburger Innenstadt, wo nicht nur ein neuer, moderner, spiritueller Wohn- und Begegnungsort, sondern ein nahezu autofreies Areal entsteht.

Die Fahrzeuge „zu verbannen“ ist das Eine und mit den aktuellen Bauarbeiten auch recht schnell umsetzbar. Doch was machen die Mitarbeitenden, wenn sie nicht mehr vor Ort parken können? Eine Frage, die sich die Verantwortlichen schon vor Monaten stellten. „Wir haben ein Mobilitätskonzept entwickelt, um den Kolleginnen und Kollegen Alternativen anzubieten“, sagt Martin Stapper, der Geschäftsführer der Kongregation.

So können die Mitarbeitenden beispielsweise über die Kongregation ein JobRad leasen. „Wir übernehmen zusätzlich die anfallenden Kosten für die Inspektionen und die Vollkasko-Versicherung“, erklärt er. Als weitere Alternative bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitenden das Job-Ticket des Würzburger Verkehrsverbundes (WVV) zu besonderen Konditionen an. Wer von Pkw auf ÖPNV umsteigt, der bekommt für das Ticket von der Kongregation bis 30.04.2023 einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent sowie über das sogenannte Firmen-Abo über den Termin hinaus einen Zuschuss von 25 Prozent.

Eine weitere Alternative sind Mitfahrgelegenheiten. Deshalb beteiligt sich die Kongregation am Mitfahrer-Portal der Stadt Würzburg, welches voraussichtlich Ende Juni an den Start gehen soll. Parallel dazu hat sich das Unternehmen bemüht, alternative Parkplätze für die Mitarbeitenden zu finden. „Jedoch liegt unser Fokus darauf, dass künftig verstärkt der ÖPNV genutzt wird“, bestätigt der Geschäftsführer.

Die Umstellung in der Mobilität erfordert nicht nur ein Umdenken bei den Mitarbeitenden, sondern auch bei der Geschäftsleitung, vor allem hinsichtlich der Arbeitsorganisation und Infrastruktur. „Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten oder die Arbeitszeiten entsprechend einer Fahrgemeinschaft anzupassen oder in Gleitzeit umzuwandeln“, schildert Martin Stapper, was schon umgesetzt wurde. Für die Radfahrenden entstehen aktuell Dusch- und Umkleidemöglichkeiten.

Langfristig kann sich der Geschäftsführer vorstellen, dass ein Pendelbus von den kostenfreien Parkplätzen am Stadtrand zum Mutterhausareal fährt oder ein Car-Sharing-Angebot eingerichtet wird oder Lastenfahrräder zur Personenbeförderung angeschafft werden. „Wir müssen schauen, was unsere Ordensschwestern und Mitarbeitenden auch wirklich nutzen oder brauchen“, erklärt Martin Stapper, wie das Mobilitätskonzept weiterentwickelt werden soll.

Doch was wird aus den Flächen auf dem Mutterhaus-Areal, die bis vor kurzem noch als Parkplätze genutzt wurden? „Wir wollen sie bepflanzen und mit verschiedenen impulsgebenden Installationen versehen“, erklärt Sandra Räder, die Architektin der Kongregation. „Zudem sollen jetzt noch versiegelte Flächen entsiegelt werden und einer neuen Bepflanzung Platz machen“, fügt sie hinzu. So entstehen nicht nur neue spirituelle Orte zum Innehalten oder zur Begegnung, sondern auch kleine Ökosysteme, die dazu beitragen, das Stadtklima zu verbessern.

 

 
 

 

 

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